Waldgartenkinder – Mit Tieren wachsen, Natur verstehen

Im Thüringer Wald, zwischen Wiesen, Bäumen und Tieren, wachsen die Waldgartenkinder.

Hier dürfen Kinder Natur erleben, Tiere kennenlernen und verstehen, was es bedeutet, achtsam mit der Umwelt umzugehen.

Die Waldgartenkinder sind ein natur- und tiergestütztes Pädagogikprojekt, das Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren den Zugang zur Natur auf spielerische, kreative und liebevolle Weise ermöglicht.

Ziel ist es, Kinder wieder in Verbindung mit den natürlichen Kreisläufen zu bringen – sie sollen sehen, fühlen und begreifen, wie Leben entsteht, wächst und sich wandelt.

 

Lernen mit allen Sinnen

Im Garten, umgeben von Wald und Feldern, erleben die Kinder die Jahreszeiten hautnah.

Sie spüren den Wind auf der Haut, riechen den Duft von Erde, hören das Rascheln der Blätter, fühlen das weiche Fell der Tiere und schmecken, was der Garten hervorbringt. Hier dürfen Kinder sich Zeit nehmen, Fragen stellen, entdecken, beobachten und gestalten. Sie lernen durch Tun – nicht durch Vorgaben oder Leistungsdruck. 
Jedes Kind bringt seine eigene Neugier und Persönlichkeit mit, und genau das darf bei den Waldgartenkindern wachsen.

 

Tiere als Wegbegleiter

Zu den Waldgartenkindern gehören Zackelschafe, Steinbacher Kampfgänse und verschiedene alte Hühnerrassen.

Diese Tiere leben in natürlicher Haltung und werden bewusst in die pädagogische Arbeit einbezogen.

Die Kinder dürfen sie füttern, pflegen, beobachten und so Vertrauen aufbauen. 

Durch die Begegnung mit den Tieren lernen sie Rücksicht, Verantwortung und Einfühlungsvermögen.

Sie erleben, dass jedes Lebewesen ein eigenes Wesen und einen Wert hat – unabhängig davon, ob es groß, klein, laut oder leise ist.

 

Angebote im Wandel der Jahreszeiten

Die Angebote der Waldgartenkinder richten sich nach der Natur.

Jede Jahreszeit bringt neue Farben, Aufgaben und Erlebnisse.

Alle Angebote dauern etwa zweieinhalb Stunden und finden in kleinen Gruppen statt – damit jedes Kind Raum zum Entdecken und Mitmachen hat.

 

Frühling – Aufwachen und Wachsen

  • Die Sprache der Schafe
  • Heute geht es zu den Hühnern
  • Blütenfreunde und Insektenbesuch
  • Kräuterduft und Gartenzauber
  • Farben aus der Natur
  • Wir säen, pflanzen und beobachten das Wachsen  

 

Sommer – Leben in Fülle

  • Sammelglück im Garten
  • Wolle waschen und fühlen
  • Federspiele und Gänseglück
  • Kreativ sein mit Naturmaterialien
  • Wasser, Sonne und Schatten – Natur erforschen mit allen Sinnen
  • Geschichten unter freiem Himmel

 

Herbst – Ernten und Staunen

  • Blätterrascheln und Apfelduft – der Herbst ist da
  • Wir pressen Apfelsaft
  • Basteln mit Kastanien, Blättern und Zapfen
  • Wolle füllen und filzen
  • Erntefest im Garten
  • Tiere auf den Winter vorbereiten

 

Winter – Ruhe und Geborgenheit

  • Winter bei den Tieren – wie sie sich schützen und was sie brauchen
  • Spuren im Schnee – wer war hier unterwegs?
  • Futter für Wildtiere herstellen
  • Kerzen aus Bienenwachs rollen
  • Wolle und Wärme – kleine Filzarbeiten
  • Geschichtenzeit am Feuer oder im Unterstand
  • Natur im Winter beobachten – Ruhe, Kälte, Licht

So erleben die Kinder den Jahreslauf als lebendigen Kreislauf: vom ersten Keimling bis zum Winterfrost, vom Schlüpfen der Küken bis zum Schneespaziergang.

 

Ablauf eines Waldgartenkinder-Tages

Ein Waldgartenkinder-Tag ist klar strukturiert, aber offen für das, was die Kinder und die Natur mitbringen.

  1. Ankommen und Begrüßung
    Die Kinder werden in ruhiger Atmosphäre empfangen und dürfen sich zunächst frei umsehen, die Tiere begrüßen oder im Garten ankommen.
  2. Einführung ins Thema
    Gemeinsam wird besprochen, was heute entdeckt oder gestaltet wird. Jedes Angebot steht unter einem natur- oder tierpädagogischen Schwerpunkt.
  3. Erlebnisphase
    Jetzt wird gearbeitet, gefüttert, gebastelt, gesammelt oder geforscht – je nach Thema.
    Die Kinder lernen, beobachten, fühlen, probieren und helfen mit.
  4. Pause und freies Spiel
    Es gibt eine kleine Stärkung und Zeit zum Erzählen, Spielen und Entspannen.
  5. Abschlussrunde
    Zum Ende wird gemeinsam reflektiert, was erlebt wurde. Jedes Kind darf etwas zeigen oder erzählen. Danach verabschieden wir uns von den Tieren und schließen den Tag friedlich ab.

Dieser Ablauf schafft Sicherheit, Struktur und Raum für eigene Entdeckungen – jedes Mal neu, jedes Mal anders.

 

Pädagogischer Ansatz

Die Arbeit der Waldgartenkinder verbindet Naturpädagogik, tiergestützte Pädagogik und Erlebnispädagogik.

Kinder lernen durch direkte Erfahrung, durch Tun und durch echte Begegnungen mit der Natur.

Im Mittelpunkt stehen:

  • Erleben statt Belehren
  • Vertrauen statt Bewertung
  • Beziehung statt Leistung

So wird Lernen zu etwas Lebendigem, das im Herzen bleibt.

Kinder entwickeln Selbstvertrauen, Verantwortungsbewusstsein und Empathie – Fähigkeiten, die weit über das Naturerlebnis hinaus wirken.

 

Ziele und Werte

Die Waldgartenkinder stehen für:

  • den respektvollen Umgang mit Tieren, Pflanzen und Menschen
  • das bewusste Erleben von Naturkreisläufen
  • die Förderung von Achtsamkeit, Empathie und sozialem Miteinander
  • das Verständnis von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein
  • das Bewahren alter Nutztierrassen und traditioneller Handwerksweisen
  • das Lernen durch eigene Erfahrung

Die Kinder sollen hier spüren, dass sie Teil der Natur sind – nicht getrennt von ihr.

Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen und die Schönheit der Welt zu achten, in der sie leben.

 

Ein Ort des Friedens und des Wachstums

Die Waldgartenkinder sind Teil von „Wurzeln des Friedens“ – einem Projekt, das sich für ein achtsames Miteinander von Mensch, Tier und Natur einsetzt.

Der Name steht für das, was hier geschieht:

Verwurzelt in der Erde, getragen vom Frieden, offen für Wachstum.

Die Waldgartenkinder sind mehr als ein Lernort – sie sind ein Stück gelebte Naturverbundenheit.

Ein Ort, an dem Kinder mit Tieren wachsen, Natur verstehen und das Staunen wiederfinden dürfen.